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Donnerstag, 7. Oktober 2010

Der Brief

Die Hände des Druiden zitterten, als er den Brief las, den Mathrengyl ihm bei seiner Rückkehr in die Enklave des Cenarius in die Hand gedrückt hatte.

Kilean
Ich wollte dir meinen Dank aussprechen für das, was du für mich getan hast.

Ich denke, um mich selbst zu finden, werde ich an meine Wurzeln zurückkehren müssen. Ich werde mir meine Geschichte von jenen wiederholen, die sie mir gestohlen haben.

Wenn ich nicht wiederkehre sollst du wissen, dass du mir ein guter Freund warst, egal in welcher Phase meines Lebens.

Tandral


"Er will nicht wirklich...", murmelte er leise. "Aber wenn er..." Sein Blick schweifte in Richtung Kriegerterrasse. Er stopfte den Brief in seine Tasche und wechselte in die flinke Gestalt der Raubkatze und spurtete zur Terrasse.

Kurz bevor er sie erreichte, nahm er wieder seine normale Gestalt an und mäßigte seinen Schritt. Sein Gesichtsausdruck war fest, als er auf Darnath Klingenlied zuging.
"DU!", stieß der Krieger hervor und zog sein Schwert, das er auf Kilean richtete. "Geh mir aus den Augen!"
"Nein", erwiderte Kilean trocken. "Ich will Antworten. Tandral war hier, nicht wahr?"
Darnath verstärkte den Griff um sein Schwert. "Halte dich von meinem Sohn fern. Oder willst du ihn diesmal endgültig in den Tod treiben?!"
Kilean zuckte zusammen. "Ich habe nie... Darnath, du ist blind vor Hass! Ich habe ihn vor all der Zeit nie gebeten mich in den Süden zu begleiten! Das war sein eigener Wille. Bei Elune, ich habe sogar versucht es ihm auszureden, aber dein Sohn war und ist genauso stur wie du es bist!"
Der Druide machte eine Pause und holte tief Luft. "Dein Sohn hat mich geliebt! Warum bist du nicht imstande, das zu akzeptieren? Was ist so schandhaft daran? Tandral ist das Sinnbild eines Kriegers gewesen. Tapfer, stark, ehrenhaft. Was ist so frevelhaft daran, zu lieben? Sag es mir Darnath!"

Der Krieger vor ihm antwortete nicht. "Glaubst du denn, dass du der einzige bist, der die letzten tausend Jahre gelitten hat? Nicht sicher sein zu können, ob der einzige Sohn noch am Leben ist? Dass das letzte, was du zu ihm gesagt hast, war, was er doch für eine Schande für die Familie sei?" - "Ich weiß nicht, wer dir diesen Unsinn erzählt hat, aber..." - "Tandral selbst. Am Tag unserer Abreise nach Silithus. Er war am Boden zerstört, dass sein Vater ihn tatsächlich verstößen würde. Und das nur, weil er jemanden liebt." Kilean drehte sich zu Arias'ta um. "Noch mehr aber hat es ihn verletzt, dass seine Schwester sich auf die Seite ihres Vaters stellt. Das ist der Grund, warum ihr beide nicht bei ihm wart, als er endlich gefunden wurde, richtig? Ihr hattet Angst vor seiner Reaktion, wenn er aufwacht."
Die Nachtelfe sah zu Boden, die Augen des Kriegers hingegen funkelten wütend.
"Du weißt nichts über mich, Junge. Und jetzt geh mir aus den Augen, bevor ich nachhelfe."
"Darnath, du bist ein Narr. Du hast ihn schon einmal verloren. Willst du ihn erneut verlieren? Oder siehst du das als seinen Weg zur Reetablierung an? Alleine zieht er in den Tod, Darnath! Hast du den Schrecken in Silithus vergessen? Den Krieg? All die verlorenen Leben?"
"Ich bin ein Narr? Sieh erstmal dich selbst an. Du rennst etwas nach, was verloren ist. Er ist nicht mehr der, der er vor tausend Jahren war. Der Tandral, der dich so inbrünstig geliebt hat, dass er dir bis ans Ende der Welt gefolgt wäre, ist damals in Silithus gestorben."

Der Druide sah zu Boden. "Ja, das mag sein. Aber damit auch der Sohn, den du verstoßen hast. Darnath... du weißt, wie es ist jemanden zu verlieren, den man liebt. Manchmal habe ich dich beobachtet, wie du junge Krieger ausbildest. Ihnen sagst, dass Krieger zu sein bedeutet, sich allen Gefahren zu stellen. Bereit zu sein, sein Leben für das derjenigen zu geben, die man liebt. Nur zu töten, wenn man es muss."
Darnath wandte sich ab.
"Tandral folgt diesem Weg. Er hat es immer getan. Ich bitte dich... leg all den Hass ab. Sag mir wohin er gegangen ist - und lass mich ihn retten."

Darnath ließ das Schwert sinken. "Vielleicht hast du Recht. Er... er wollte nach Silithus, nach Ahn'Qiraj. Dem Ort, wo alles begann. Wenn du es kannst... rette meinen Sohn."
Kilean nickte. "Ich danke dir, Darnath. Ich verspreche dir, ich bringe ihn wieder zurück."

Ohne einen Augenblick länger zu warten, spurtete Kilean wieder in Gestalt der Raubkatze davon. Das Ziel stand fest. Silithus... der Ort, an dem alles begann.

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