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Freitag, 4. Februar 2011

Licht und Schatten

Matepha blickte sich um. Das war also Tausend Nadeln. Eine Schlucht voller Wasser und an den Hängen lebten Zentauren und hauste dieser seltsame Schattenhammerkult. Teralios Augen leuchteten, er war mal wieder ins Bergbaufieber gefallen und Erze gab es hier in großer Zahl. Nachdenklich betrachtete er die Kleidung der Kultisten. „Also... auch wenn dieser komische Kult nichts Gutes im Sinn hat... zumindest sehen die Klamotten gut aus. Komm wir verkleiden uns und sehen was wir herausfinden können.“

Matepha fand die Vorstellung, Kleidung von Toten zu tragen etwas seltsam, willigte aber doch ein und beobachtete die Priester des Kultes. Der ganze Kult schien sich in einer Art Trance Zustand zu befinden. Man bemerkte die Freunde kaum und man erkannte sie auch nicht als Fremde.

„Du, ich werde mal Erze schmelzen gehen.Treffen wir uns beim Schiff?“ fragte Teralio nach kurzer Zeit gelangweilt und nachdem Matepha eingewilligt hatte verschwand der Elf für Stunden in einer Schmiede.

Matepha drang noch ein wenig tiefer in das Lager der Kultisten ein. Langsam begann er sich wohl zu fühlen. Der Dunst hielt die Strahlen der Sonne ein wenig ab und der Chor der Kultisten war eintönig und brachte etwas in ihm zum Schwingen. Nach kurzer Zeit meinte er Teile davon wieder zu erkennen. Choräle der Elune, etwas abgewandelt, aber fast so wie er sie von Natalia damals gelernt hatte. Er spürte wie sich die Worte in seinem Kopf bildeten bevor er sie verstand und bemerkte plötzlich ein Buch zu seiner rechten. Neugierig schlug Matepha es auf und prallte mit einem Schrei zurück. Jemand, etwas, schien mit kalter Hand nach seinem Kopf und seinem Herzen zu greifen, schien direkt in ihn hineinzusehen. Mit einer raschen Bewegung schlug Matepha das Buch zu, riss sich die Verkleidung herunter und machte sich schnellstmöglich auf den weg zum Schiff.

Matepha spürte wie sich etwas in ihm verändert hatte. Immer wieder ertappte er sich dabei wie er mit dem Schatten verschmolz. Er wollte das nicht. Es fühlte sich gut an aber es konnte nicht Elunegefällig sein. Nach wenigen Tagen sprach Teralio ihn darauf an „Was ist das für ein lila Dunst?“

„Welchen lila Dunst meinst du?“

„Den, der dich ab und an umgibt. Und stell dich nicht dumm, ich hab's gesehen.“

„Mmh. eigentlich sind das nur Nebenwirkungen der Kampfzauber.“ erwiderte Matepha.

„Nebenwirkungen? Dass du fast so aussiehst als wärst du ein Schatten ist eine Nebenwirkung? Das gefällt mir nicht.“

„Heilung ist Licht, Kampf ist Schatten.Wenn man viel kämpft, so wie wir in diesen Tagen, bildet sich eine Schattenkraft. Wenn du möchtest werde ich dich nur noch heilen, aber dann werden die Kämpfe länger dauern“ Matepha wusste das dies nicht ganz der Wahrheit entsprach, aber was sollte er seinem Freund erzählen?

„Wozu musst du kämpfen? Du hast doch mich. Lehrt Elune nicht ohnehin den Frieden?“ erwiderte Teralio erregt.

„Natürlich lehrt sie den Frieden. Aber was willst du mit Frieden ausrichten wenn du angegriffen wirst? Wenn du immer nur die Hand ausstreckst wird sie dir irgendwann abgeschlagen.“

„Natürlich muss man sich verteidigen können, da hast du ja Recht. Aber mit dem Schatten eins zu werden - das halte ich für falsch. Der Schatten, in den du dich hüllst, ist zerstörerisch.“

Matepha blickte zu Boden. „Du weißt das ich unglücklich bin. Das dieses Leben als Elunepriester nicht das war was ich mir vorgestellt habe. Es fühlt sich leer an. Es ist wie das Meer mit einem Eimer ausschöpfen zu wollen. Ich beginne wieder mich lebendig zu fühlen. Wie früher, bevor das alles passiert ist.“

„Ich weiß nicht, was ich dazu sagen soll... außer dass du einen Fehler machst. Ich will nur nicht zusehen, wie du einen vielleicht schrecklichen Pfad beschreitest... ich sollte gehen... möge Cenarius über dich wachen, bis wir uns wiedersehen“

Nun war er also allein. Allein mit sich, dem Schatten, und der Stimme in seinem Kopf.

Mittwoch, 2. Februar 2011

Der Ruf

Tandral erwachte am frühen Morgen und strich lächelnd dem noch schlafenden Kilean eine Strähne aus dem Gesicht. Nordend tat ihnen gut. Fernab von allem waren sie sich wieder näher gekommen. Als er sich über ihn beugte und ihm einen Kuss auf die Stirn gab, spürte er wie ihn Lust und Schmerz durchfuhr. In seinem Kopf spürte er den Ruf seines Kommandanten und wälzte sich leise aus dem Bett.

Kilean erwachte und sah Tandral verstört an. „Tandral, was ist los?“ „Nichts.“ erwiderte der Krieger während er seine Rüstung anlegte. „Ich wollte nur sehen ob ich ein paar Erze finde. Heute ist so ein schöner Morgen und vielleicht habe ich Glück und finde ein paar gute Steine.“ Kilean lächelte und kuschelte sich wieder in die Kissen. „Ich werde auf dich warten“


Tandral flog zu dem Kristallbaum südlich von Dalaran und machte sich auf die Suche. Als er die Gestalt im gleißenden Licht stehen sah, beugte er mit einem lächeln das Knie vor ihr.

„Wie kommst du mit deinem Auftrag voran?“

„Gut“ erwiderte Tandral und erstattete dem Elfen vor ihm Bericht.

„Was ist mit Natalias Sohn?“

„Kilean nimmt sich seiner an, so kann ich ihn auch ein wenig im Auge behalten. Ebenso wie den kleinen Priester, der Teralio begleitet.“

„Ein Priester?“ fragte der Elf und Tandral erzählte ihm das was er wusste.

Die Gestalt nickte. „Hüte dich vor Yogg Sarons Einfluss und verlasse Nordend so schnell wie möglich. Und jetzt verschwinde.“

Tandral nickte und schwang sich auf seinen Greifen um noch ein wenig nach Erzen zu suchen. Er konnte schließlich nicht mit leeren Händen zu Kilean zurückkehren.




Mit geschlossenen Augen lehnte Matepha an einem Baum und lauschte dem zwitschern der Vögel. Teralio war wieder einmal irgendwohin verschwunden und genoss die Sonne auf seinem Pelz in vollen Zügen. Matephas Elunefarbene Haut hatte das nie vertragen und so hatte er sich angewöhnt, im Schatten der Bäume, oder an einem andern kühlen und schattigen Plätzchen zu studieren. Mit einem Seufzen blickte er auf das Buch neben sich hinab. Noch mehr Regeln, noch mehr Gebete. So hatte er sich das nicht vorgestellt. Jetzt, wo er Darnassus verlassen hatte konnte er sich seine Zeit frei einteilen, aber das Feuer in ihm wollte nicht so lodern wie er es sich erhofft hatte. Insgeheim beneidete er Teralio um seinen Mentor, der zwar weit weg, aber wenigstens vorhanden war. Er hatte niemanden gefunden, in dessen Augen die Leidenschaft so sehr geglüht hatte, wie in den Augen von Teralios Mutter, Natalia.

Sicher bereitete es ihm Freude Elune zu dienen aber irgend etwas sagte ihm das dies nicht alles war. Nicht einmal seine flüchtigen Liebschaften in Darnassus hatten diese Lücke füllen können.

Mittwoch, 12. Januar 2011

Ein Brief

Mit einem leichten Schmunzeln sah Kilean auf das kleine Fellbündel herab und fuhr sacht über den Rücken der Katze.
Wie oft ich Tandral noch klarmachen muss, dass ich ihm vertraue? , dachte er bei sich.
Er nahm sich ein Pergament und eine Feder vom nahen Tisch und begann den Brief an Teralio zu schreiben.
Er würde sein Mentor werden... er wusste, dass die Wahrheit früher oder später immer ans Licht kommen würde, und er war sich sicher, dass es für Teralio einfacher war, wenn er jemanden hatte, der ihn führen konnte.

Ishnu-alah Teralio
Mein guter Freund Tandral hat mir von Euch erzählt,
und dass Ihr den anspruchsvollen Weg des Druiden eingeschlagen habt.
Mit Freuden werde ich Euch auf diesem Weg begleiten. Die Reise durch Kalimdor wird mit vielen Herausforderungen auf Euch warten. Insbesondere nach den drastischen Ereignissen, mit denen Todesschwinge erneut in unsere Welt trat.
Wann immer Ihr Fragen habt, scheut nicht, mit mir in Verbindung zu treten.
Möge Cenarius Euch beschützen.

Kilean Wirbelblatt, Druide des Wilden Kampfes und Wächter des Cenarius




Nachdem er den Brief verschickt hatte, legte er sich erst einmal zur Ruhe... sobald er Tandral das nächste Mal sah, würde er sich für die Katze bedanken.

Dienstag, 11. Januar 2011

Darnassus

Widerwillig lies Tandral Kilean in Sternenruh zurück. Er wusste selbst das es so besser war, konnte sein Freund sich doch so um die Tiere kümmern, die ihm so am Herzen lagen. Er spürte das es besser sein würde diesen Weg allein zu gehen.

Als Tandral in Sturmwind von dem Schiff stieg spürte er bereits die Anspannung unter den Menschen. Die Stadt war schon zum Teil wieder aufgebaut, aber überall waren die Spuren der Verwüstung noch sichtbar. Etwas großes war hier gewesen, dass stand außer Frage. Ohne weiter nachzudenken schwang er sich auf das nächste Schiff nach Darnassus. Sein Vater, ob er noch lebte?


Kaum in Darnassus angekommen lief Tandral ein junger Elf entgegen. Er spürte, das er mit ihm sprechen sollte und nachdem er sich vergewissert hatte, dass sein Vater und seine Schwester wohlauf waren, sprach er ihn an.

„Verzeiht, wisst ihr was hier geschehen ist?“

„Ich habe gehört, Todesschwinge sei zurück. Warum? Wo wart ihr, als alles passiert ist?“

„Todesschwinge? Das wird Kilean nicht gefallen. Wir waren in Nordend unterwegs“ entgegnete Tandral.

„Kilean? Wer ist das?“ fragte der junge Druide neugierig.

„Kilean ist mein Freund und Kampfgefährte. Mich nennt man Tandral und wer seit ihr?“

„Teralio heiße ich. Mein Vater ist Kommandant Mar'alith, er befehligt die Streitkräfte in Silithus. Normalerweise wäre ich bei ihm, aber ich wurde hierher geschickt, um mich fortzubilden.“ erwiderte der junge Druide selbstgefällig.

„Silithus“ Tandrals Blick glitt einen Moment ins leere und unsäglicher Schmerz breitete sich in seiner Brust aus.

„Dann war Natalia eure Mutter?“ fragte Tandral schlicht und musterte den Druiden noch einmal genauer.

„Ja, aber leider ist sie schon verstorben. Aber sagt, dieser Kilean, ist er auch ein Druide? Ich glaube ich habe diesen Namen schon einmal gehört.“

„Ja, er war eine begnadete Katze, aber momentan versucht er sich als Heiler.“

„Oh, das trifft sich gut, ich habe auch den Weg des Wilden Kampfes eingeschlagen... Vielleicht... mag er ja mein Mentor werden?“ fragte Teralio mit unschuldigen Blick.“Ich werde auch mit einem Kindheitsfreund bald Darnassus verlassen. Er eifert ein wenig meiner Mutter nach und hat sich deshalb der Priesterschaft angeschlossen.“

„Eure Mutter war eine starke Frau. Sie ist ein gutes Vorbild.“ entgegnete Tandral mit einem Lächeln. „Ich werde jetzt weiterziehen und Kilean von eurem Anliegen berichten. Ich denke unsere Wege werden sich wieder kreuzen. Scheut euch nicht nach mir zu rufen wenn ihr Hilfe braucht.“

Tandral blickte dem jungen Elfen nach als dieser sich verwandelte und geschmeidig davon sprang.

Er musste dringend mit Kilean sprechen.


Als die beiden Freunde sich in Dalaran trafen blickte Tandral Kilean ernst an. „Ich muss mit dir reden.Irgendwo wo wir ungestört sind.“ Kilean nickte nur und sie zogen sich an ein ruhiges Plätzchen zurück.

„Also... weißt du, was passiert ist?“ fragte Kilean. Tandral nickte und erzählte kurz was er in Erfahrung gebracht hatte, über Sturmwind, Teldrassil und Todesschwinge.

Kilean nickte langsam. „Aber das ist nicht alles, oder?“

„Nein.“ entgegnete Tandral. „Es gibt einen jungen Druiden der sich für dich interessiert. Ich traf ihn in Darnassus. Er ist.. Natas Sohn.“

„Oh, ich verstehe.“ entgegnete Kilean „Du vermutest, dass du der Vater bist, richtig?Und du möchtest, dass ich sein Mentor werde.“

Tandral spürte das das Thema Kilean sehr mitnahm. „Er ist mit einem Kindheitsfreund unterwegs. Ich würde ihn gerne im Auge behalten. Ich will nicht das er sich.. falsch entwickelt. Und doch wird sein Anblick mich Schmerzen.Wir sollten bei allen Wirrungen nicht vergessen unter welchem Einfluss seine Mutter stand.“

„Gut, wenn es für dich in Ordnung ist, werde ich mir das überlegen.“ entgegnete Kilean bitter. „Was ist sein Kindheitsfreund?“

„Wenn ich ihn richtig verstanden habe ist er ein Priester und eifert Nata nach. Ich weiß das ich allein mit der Frage viel von dir verlange.“ entgegnete Tandral traurig, nahm Kileans Hände und blickte ihm fest in die Augen. „Ich möchte nicht das deine Gefühle für mich dich in deiner Entscheidung beeinflussen. Ich werde sie nicht hinterfragen, egal wie sie ausfällt.“

„Ich weiß.“ sagte Kilean. „Aber wenn ich nicht selbst einen wähle, wird mir ohnehin irgendwann ein Schüler zugeteilt. Ich werde, wenn ich mich entschieden habe, dann mit dem Zirkel reden, damit Teralio dann sobald wie möglich von meiner Entscheidung erfährt. Ich werde dann erst mal... mir das durch den Kopf gehen lassen. Bis demnächst, Tandral“


Tandral sah Kilean hinterher als dieser schweren Schrittes von dannen ging. Er wusste, er hätte nicht fragen dürfen. Doch wenn er an die alternative dachte..

„Bemühe dich nicht, du zerstörst sowieso alles was du liebst.“ kicherte ER. „Quäle seine Seele noch ein Weilchen und er wird dich für immer im Stich lassen. Oder sieh die Alternative..“ und Tandral sah was ER im zeigte.

Es war an der Zeit zu handeln.

Mittwoch, 29. Dezember 2010

Kataklysmus

"Gleich ist der Schmerz vorbei, Kleines", redete Kilean behutsam auf das ängstliche Mammutjunges ein, während er dessen Wunde mit einer Kräutersalbe behandelte. Tandral war bereits weitergeritten und sah ungeduldig zurück.
"Beeil dich", rief er zurück. "Wir wollen heute noch in Sternruh ankommen, schon vergessen?" Der Druide nahm seinem Freund die Ungeduld nicht übel. Aber er konnte das Leid hier auch nicht einfach mitansehen. Er wusste, warum ihm Hemet Nesingwary bei den wenigen Begegnungen nie sympathisch war...
"Ich komme schon", rief er Tandral zu. Er strich dem verängstigten Tier noch einmal über den Rücken, dann trat er einen Schritt zurück und sah zu wie das Mammutjunge ihn vorsichtig beobachte und dann langsam davonhinkte.
Er konzentrierte sich für einen Moment, dann nahm er die flinke Gestalt der Raubkatze an und preschte dem Krieger hinterher.
Sie kamen auf dem weiteren Weg gut voran, von Sternruh trennten sie nur noch ein, zwei Stunden Reise. Da sowohl Kilean als auch Tandrals Nachtsäbler von dem zügigen Tempo erschöpft waren, legten sie eine Rast ein. Der Druide verwandelte sich zurück und sah sich besorgt um. "Was ist los?"
"Irgendetwas... stimmt nicht. Die Katzeninstinkte schrieen mich die ganze Zeit förmlich an, Tod, Gefahr, Flucht, das war alles woran sie denken konnten." Der Krieger zog sein Schwert. "Untote etwa?"
"Nein. Ich glaube nicht, dass... es in unserer unmittelbaren Nähe ist."
Tandral blickte den Druiden verständnislos an. "Wenn es nicht in unserer Nähe ist, ist es doch egal, immerhin sind wir dann-"
Die Welt um sie herum erbebte und schien aus den Fugen zu geraten – aus dem Süden war selbst von hier eine gewaltige Feuersäule mitten auf dem Meer zu erkennen. "Der Mahlstrom!" rief Kilean, aber seine Stimme ging in dem gewaltigen Getöse unter und das Meer bäumte sich regelrecht auf.
Nur Sekunden später fegte eine Flutwelle über sie hinweg, die so in Nordend noch nie gesehen wurde.
Der Krieger versuchte sich über Wasser zu halten, wurde aber vom Sog mitgerissen, Kilean wechselte gerade noch in die Gestalt des Seelöwen, aber selbst so riss die Welle ihn unbarmherzig mit.

Genauso schnell und brutal wie die Welle gekommen war, legte sich die Wut der Natur scheinbar wieder und es wurde ruhig. Genauso gemächlich wie zuvor plätscherten die Wellen gegen das Ufer, der kalte Wind trieb einige Schneehaufen vor sich her.
Durchnässt, mitgenommen und ein wenig orientierungslos rappelte Kilean sich auf, nachdem er zurück in seine nachtelfische Gestalt gewechselt war.
"Tandral?" Er erhielt keine Antwort. "Tandral? Wo bist du? Alles in Ordnung?" In seiner Stimme schwang Sorge mit und aufmerksam sah er sich um. Der Nachtelf musste doch hier irgendwo...
"Mir geht es gut – denke ich", ertönte es links von ihm. "Was bei Elune war das?"
"Ich weiß es nicht genau. Aber ich kann spüren, wie die ganze Welt in Aufruhr geraten ist. Als ob die Erde in Schmerzen aufschrie. Als ob... Xaxas..."
"Der Erdwächter, Neltharion? Aber das ist..."
"Unmöglich, oder zumindest dachten wir das. Wir sollten Sturmwind einen Besuch abstatten, sobald wir können... da wird man sicher mehr wissen. Menschen tratschen gerne..."

Mittwoch, 3. November 2010

Der Tag danach

Mit einem Schaudern erinnerte sich Tandral an die Ereignisse im Tempel. Ob Kilean ihm würde je verzeihen können? Ob er die Erinnerungslücken füllen sollte? Nein, dafür war es zu früh. Das, was Kilean wusste, was er glaubte zu wissen, musste genügen. Vorerst. Bis er sich seiner Macht sicher war. Sie hatten sich in die neue Welt gewagt, Kilean um dem Zirkel zu dienen und er selbst um mehr herauszufinden. Es musste einen Grund für all dies geben.

Sein Vater war stolz auf ihn gewesen, zum ersten mal nach so vielen Jahren, aber das kümmerte ihn gerade nicht. Tandral wollte mehr über die brennende Legion herausfinden und warum ER sie zu fürchten schien.

Geistesabwesend blickte Tandral in Kileans schlafendes Gesicht. Er würde ihn mal wieder verlassen müssen. Ob für kurz oder lang vermochte er nicht zu sagen. Tandral wusste nur, dass er nach Südwesten musste und irgendwo in den Weiten Nagrands etwas finden würde. Nach kurzem zögern machte er sich auf den Weg.

Als er die Wiesen Nagrands erblickte atmete Tandral tief ein. Wie gut dies tat nach der trockenen Hitze der Höllenfeuerhalbinsel. Ein großes Gebäude kam in sein Blickfeld und Tandral wusste das ihn dort jemand erwartete.

Eine Gestalt trat langsam aus dem Schatten und musterte den Krieger herablassend. „Na, sieh an. Tandral“ Tandral trat einen Schritt näher. „Kado? Bist du das?“ - „Kein geringerer“ war die herablassende Antwort des Todesritters.

„Aber, was ist mit dir geschehen? Dich in einer solchen Rüstung zu sehen, mit einem Ghul an deiner Seite verwundert mich doch etwas“

Kadoberas zuckte mit den Schultern „Ich bin gestorben als die Brennende Legion einfiel und der Lichkönig hat mich wieder erweckt. Aber was tust du hier? Ich ging davon aus, dass die Qiraji dich genauso abgeschlachtet haben wie Jandria. Ich weiß nicht, wie du es gemacht hast... Aber jetzt werde ich meine Rache erhalten und deinen geschundenen Körper vor die Füße deines Vaters werfen.“

Tandral sah Kadoberas abschätzig an. „Meinst du das würde ihn berühren? Du hast dich selbst im Tod nicht geändert. Du hattest damals nicht die Macht mich allein zu besiegen und du wirst es auch heute nicht schaffen.“

„Ich bin mächtiger als je zuvor. Ich spüre nichts. Kein Bedauern. Keine Gnade.“

Tandral lachte leise vor sich hin „Dann hat sich ja nichts geändert. Aber du wirst deinen Meister finden Kado“

Kadoberas blickte Tandral finster an. „Und wo ist eigentlich dein ständiger Begleiter? Dieser dumme, naive Druide.“

„Er ist da wo er hingehört, in meinem Herzen.“

„Hach, wie romatisch. Mir wird gleich schlecht vor Rührseligkeit. Soll ich ihn dir hinterher schicken? Oder mich daran laben wie er über deinen Tod verzweifelt? Wie er dich schon wieder verliert.“

„Man kann dich noch immer damit ärgern, du hast dich wirklich nicht verändert. Ja, schick ihn mir hinterher. Und jetzt töte mich wenn du das noch immer willst. Ich werde mich nicht wehren und dein Geschenk annehmen.“ sagte Tandral mit einem lächeln und breitete die Arme aus. Er wusste was er tat.

„Was denn. Ist der ehrenhafte Krieger seines Lebens müde?“

„Ich war 1000 Jahre in einem Silithidenbau gefangen, was kann ich mir mehr wünschen als endlich Frieden und ewigen Schlaf zu finden?“

Kadoberas warf Tandral einen berechnenden Blick zu. „Nein, so einfach mache ich es dir nicht. Ich werde dir deinen Geliebten vorausschicken. Wie klingt das? Und in den letzten Sekunden seines Lebens werde ich ihm sagen das du seinen Tod wolltest. Das alles nur gelogen war, dass du ihn nie geliebt hast.“

„Er wird dir nicht glauben“

„Er wird zweifeln und das genügt mir schon. Sein Herz wird brechen bevor er seinen letzten Atem aushaucht.“

„ Er wird auch nicht zweifeln. Warum auch? Wann hast du je die Wahrheit gesagt? Oder sonst jemand aus deiner Familie?“

„Oh du erinnerst dich an meine Familie. Dann weist du auch wer sie mir genommen hat und warum ich es deinem Vater mit gleicher Münze heimzahlen werde“

„Kadoberas, mein Vater gab dir eine Zukunft. Du selbst hast dir alles genommen“ - „Schweig!“ herrschte Kadoberas Tandral an. „Du verschwendest eh nur deinem Atem, nur gut das ich dir diesen jetzt nehmen werde“

Tandrals Lippen verzogen sich zu einem breiten Lächeln. „Wie tragisch wenn dein Herr mich ebenfalls erwecken würde. Dann bekämst du mich gar nicht mehr los. Er würde mich in seiner Bösartigkeit sicher an deine Seite stellen.“

„Wenn ich mit dir fertig bin gibt es nichts mehr zu erwecken. Und mein Herr ist auch nicht hier. Er ist in Nordend und verschanzt sich dort vor Tirion und seinen Handlangern in seiner großartigen Zitadelle“

Tandral nickte langsam. „Ja du hast recht, das er sich verstecken muss sagt viel über seine Macht. Vielleicht wagt er sich ja irgendwann aus seinem Versteck heraus“

„Spotte du nur solange du noch kannst. Ich werde dieser Unterhaltung müde“


Mit einem Wutschrei griff Kadoberas an. Immer wieder schlug sein mächtiges Schwert zu, immer wieder durchfuhren Tandral Kälteschauer, aber er wehrte sich nicht. Wozu auch? Er spürte das dieser Todesritter ihm nichts würde anhaben können. Der Kampf der hier tobte war nicht seiner.


Nach Minuten lies Kadoberas erschöpft das Schwert sinken. „Was..? Du.. das ist völlig unmöglich. Stirb endlich!“ Tandral lächelte ihn süffisant an. „Willst du es noch einmal versuchen?“

Kadoberas musterte den Krieger kalt. „Nein, dann wird halt Kilean statt deiner sterben“ Ohne ein weiteres Wort schwang sich der Todesritter auf sein Ross und ritt davon.


Mit einem leichten brennen hinter der Stirn kehrte Tandral zu Kilean zurück. Es stimmte also, ER hatte ihn nicht belogen.

Dienstag, 2. November 2010

Im Tempel

"Da wären wir", sagte Kilean leise, als sie den steinernen Torbogen, der den Eingang zum Tepel von den Ruinen, die sie bereits besucht hatten, durchquerten. Tandral nickte und legte seine Hand auf die Schulter des Druiden. "Bist du sicher, dass du das willst?"
"Ich denke schon. Wie sieht es bei dir aus? Ich meine, wegen ... ihm?"
"Ich weiß es nicht. Wir werden sehen."
"Dann lass uns tiefer hineingehen."
Der Krieger nickte nur und ging voraus. Inzwischen erinnerte er sich an jeden Schritt. Er war sie in den letzten Jahren so oft gegangen. Freiwillig und unfreiwillig.
"Das ist er Tempel?" Die Frage des Druiden riss ihn aus seinen Gedanken.
"Ein Teil", antwortete Tandral. "der Tempel geht direkt in den Bau über und erstreckt sich bis tief in die Erde."
"Es ist ziemlich beeindruckend."
Das Innere des Tempels war bis auf einige Silithiddrohnen, die einen eher harmlosen Eindruck machten und deren Kratzer und Bisse dem Druiden kaum etwas anhaben konnten, völlig leer.
"Es ist fast zu still für meinen Geschmack. Sollte es hier nicht von Silithiden wimmeln?"
"Eigentlich... und dann waren da noch..." Der Krieger schien einen Moment lang nachzudenken. "elfenähnliche Wesen."
"Elfenähnlich?", hakte Kilean nach.
"Frag nicht... ich kann es dir nicht erklären."
"Wie du meinst... Aber du musst sagen, wenn..." Der Druide suchte nach den richtigen Worten. "Du weißt schon, sein Einfluss wieder zu stark wird."
Tandral lachte leise. "Wir sind hier in seinem Reich - ich weiß nichtmal, ob ich es spüre. Im Moment... spüre ich gar nichts, als wäre er nicht hier."
Der Druide nickte. "Aber wenn du es spürst - sag es."
"Das werde ich", versicherte der Krieger.
Sie setzten ihren Weg durch die Gänge des Baus fort. Obwohl es hier schwül und heiß war, fröstelte Kilean. Nach einer Weile gelangten sie in eine riesige Brutkammer - doch sie war, ebenso wie der Rest des Baus, verlassen. Nur kleine Schwärme leuchtender Käfer schwirrten an der Decke und den Wänden umher. Fast verträumt sah Tandral dem Lichterspiel zu.
Besorgt musterte Kilean seinen Freund. "Alles in Ordnung?"
"Dieser Ort zieht mich immer wieder in seinen Bann."
"Es ist ein faszinierender Anblick, das stimmt."
"Seine leicht fremdartige Schönheit..."
"Es ist wahrlich eine Schande..."
"Was meinst du?"
"Ich frage mich, was wäre wenn C'thun nicht wäre, weißt du. Vielleicht wären die Silithiden dann nie feindselig geworden. Vielleicht müssten wir all das... dann nicht zerstören."
"Willst du es denn zerstören?"
"Nein... aber haben wir eine Wahl?", antwortete Kilean fast traurig. "Solange dieser ort existiert wird die Bedrohung nie enden. Der Schrecken nie weichen."
"Ich empfinde dies hier nicht gerade als Bedrohung", meine der Krieger.
"Ich weiß... aber erinnerst du dich an die Verderbnis im Teufelswald? Ich kann den Schmerz der Natur dort spüren. Und dieser Ort hier... es ist tausendmal schlimmer. Die Erde, ja gar die Luft ist verunreinigt durch jahrtausendealtes Böses. Egal was dieser Ort hervorbringt, es wird nie etwas Gutes sein. Oder zumindest für sehr sehr lange Zeit nicht."
"Du hast vermutlich Recht... Lass uns weiter gehen, wir sind noch nicht am Ziel."
Der nächste Gang endete abrupt an einer Steinmauer mit einer in Relation gesehen ziemlich kleinen Tür. Hinter dem Durchgang lag eine riesige, dreieckige Halle - in den Ecken fand sich jeweils eine Bodenerhebung am Ende einer kurzen Treppe.
"Was ist das für eine Halle?", fragte Kilean neugierig.
"Hier standen einst zwei gewaltige Wächter. Vek'lor und Vek'nilash. Die Zwillingsimperatoren, beinahe unüberwindlich da ihre Seelen eins waren."
"Mir stellt sich die unangenehme Frage, wo sie jetzt sind, wenn nicht hier."
"Es muss einen guten Grund geben warum sie ihren Platz verlassen haben."
"Ein Befehl von ihrem Gott selbst?"
"Das mag sein."
"Wir sollten umkehren. Mir gefällt die Sache nicht. Irgendetwas ist hier faul."
"Würde er uns töten wollen, wären wir längst tot."
"Ich... ich weiß nicht, ich habe das Gefühl wir laufen geradewegs in eine Falle."
"Dieser ganze Ort ist eine Falle", meinte Tandral kühl.
"Aber dass es hier komplett ausgestorben ist?" - "Wir hätten den Tempel niemals betreten können, wäre es anders" - "Warum lässt er uns dann so tief vordringen?" - "Er hat einen Plan - und anscheinend ist dieser nicht, uns zu töten."
Der Druide seufzte. "Es ist gegen alle Vernunft. Aber wir sind zu weit gekommen, um umzukehren, richtig?"
tandral nickte. "Mir fällt jeder Schritt schwerer."
"Ist es... wegen ihm?"
"Auch." Der Krieger sah betreten zu Boden.
"Und?" - "Es ist auch wegen Natalia. Und ihrem... oder unserem Sohn. Wer weiß das schon so genau." Tandral schluckte.
"Eurem Sohn?"
"Wie gesagt... wer weiß das schon. Es geschah nicht freiwillig, wenn du das meinst."
Der Druide rang nach Worten. Das alles klang so unglaublich - oder er wollte es schlicht nicht wahrhaben - vielleicht auch beides.
"Wann hattest du vor, mir das zu sagen?"
"Ganz ehrlich? Eigentlich gar nicht."
"Es ist ja nicht so, als hätte ich die letzten tausend Jahre im Zölibat verbracht... Aber seit wann erinnerst du dich daran? Wir hätten ihn ja besuchen können..."
"Ich habe es nie vergessen. Wie hätten wir ihn besuchen sollen? Ich wusste ja nichtmal, dass es ihn gibt, außerhalb dieser Mauern..."
"Richtig... du wusstest ja nicht, dass Natalia entkommen konnte... Aber du weißt es seit kurzem! Wir hätten das nachholen können. Wir wissen ja nicht einmal, ob wir hier lebend rauskommen."
"Und nur deshalb erzähle ich dir davon. Was hätte ich denn sagen sollen? 'Ach Kilean, ich bin im Übrigen vermutlich der Vater des Sohnes, auf den der Kommandant so stolz ist'? Der Mann hat seine Gefährtin verloren.. soll ich ihm das letzte nehmen, was er noch hat? Außerdem weiß ich es nichtmal sicher."
"Vielleicht wärst du dir sicher gewesen, hättest du ihn gesehen. Aber dafür ist es jetzt wohl zu spät?"
"Warum sollte es zu spät sein?"
"Wir laufen einem alten Gott geradewegs in die Arme. Genauso, wie er es plant. Glaubst du wirklich, ich mache mir Illusionen, dass wir hier heil herauskommen?"
Nervös scharrte Tandral mit dem Fuß über die Steinplatten. "Nein, wohl nicht..."
"Gibt es sonst noch DInge, die du mir verschweigen willst?"
Der Krieger lachte leise. "Ja, die gibt es. Aber das wäre jetzt wohl zuviel für dich."
Kilean verschränkte die Arme. "Was immer es ist, es ist wohl besser wichtig genug, um es im Notfall mit ins Grab zu nehmen", meinte er mit kaum verstecktem Zorn.
"Habe ich dich nicht schon genug verletzt?"
"Glaubst du denn, du verletzt mich nicht, indem du mir die Wahrheit verschweigst? vertraust du mir nicht?"
"Die Wahrheit..." Der Krieger wandte den Blick ab. "Die Wahrheit ist, dass ich dich nie vergessen habe. Nicht einen Moment lang. Ich habe dich immer geliebt... und genau das hat mich hier fast umgebracht..."
Der Druide wurde bleich, als ihm plötzlich die Wahrheit dämmerte. "Tandral..."
Wütend trat der Krieger gegen die kunstvoll gehauene Steinmauer. "Für Natalia sah er aus wie Elune - was ich in ihm sah... nun, du kannst es dir jetzt wohl denken."
Kilean fand keine Worte, die in der Lage gewesen wären, sein Mitgefühl auszudrücken... er starrte einfach nur vor sich hin."
"Wir sollten weiter", meinte Tandral schließlich. Der Druide nickte nur.



Schmerz. Hitze. Wind.
Stöhnend öffnete er die Augen und versuchte sich zu orientieren. Wo in Elunes Namen war er...?
"Du bist wach..." Die vertraute Stimme zu seiner Linken ließ ihn hochschrecken.
"Tandral? Was... was ist passiert?" Der Druide legte eine Hand an seine Schläfe. "Mein Kopf..."
"Alles in Ordnung?"
"Ich... ich denke schon... nur ein wenig erschöpft..."
"Wir... haben es geschafft", meinte der Krieger leise. "Es ist vorbei."
Mit einem Mal fiel die Erinnerung über den Druiden ein. Der große Raum, der wie ein Observatorium wirkte... Sternenlicht, das von oben hineinflutete... der große, monströse Körper in der Mitte des Raumes, der alle Alpträume gleichzeitig zu vereinen schien.
"Ich kann kaum glauben, dass er da einfach... leblos lag."
"Mir geht es nicht anders. Wollen wir hoffen, dass es wirklich vorbei ist."
"Er ist tot... was soll noch passieren? Der Tempel ist leer." Kilean lächelte vorsichtig.
"Ich bin so froh, dass es dir gut geht", meinte der Krieger plötzlich.
Der Druide setzte sich neben ihn und strich ihm eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Einen Moment lang sah er ihn einfach nur an, dann küsste er den Krieger, wenn auch leicht zögerlich. Tandral sprach kein Wort und schloss nur die Arme um Kilean. Einen Augenblick, der dem Druiden wie eine Ewigkeit schien, saßen sie einfach nur dort.
"Lass uns nach Burg Cenarius zurückgehen und uns dort ausruhen. Wir sind beide erschöpft."
Kilean nickte.
Sie wandten sich Richtung Ausgang des Tempels und Tandral stoppte dort, um noch einmal zurückzusehen.

Der Schrecken war vorüber.