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Mittwoch, 3. November 2010

Der Tag danach

Mit einem Schaudern erinnerte sich Tandral an die Ereignisse im Tempel. Ob Kilean ihm würde je verzeihen können? Ob er die Erinnerungslücken füllen sollte? Nein, dafür war es zu früh. Das, was Kilean wusste, was er glaubte zu wissen, musste genügen. Vorerst. Bis er sich seiner Macht sicher war. Sie hatten sich in die neue Welt gewagt, Kilean um dem Zirkel zu dienen und er selbst um mehr herauszufinden. Es musste einen Grund für all dies geben.

Sein Vater war stolz auf ihn gewesen, zum ersten mal nach so vielen Jahren, aber das kümmerte ihn gerade nicht. Tandral wollte mehr über die brennende Legion herausfinden und warum ER sie zu fürchten schien.

Geistesabwesend blickte Tandral in Kileans schlafendes Gesicht. Er würde ihn mal wieder verlassen müssen. Ob für kurz oder lang vermochte er nicht zu sagen. Tandral wusste nur, dass er nach Südwesten musste und irgendwo in den Weiten Nagrands etwas finden würde. Nach kurzem zögern machte er sich auf den Weg.

Als er die Wiesen Nagrands erblickte atmete Tandral tief ein. Wie gut dies tat nach der trockenen Hitze der Höllenfeuerhalbinsel. Ein großes Gebäude kam in sein Blickfeld und Tandral wusste das ihn dort jemand erwartete.

Eine Gestalt trat langsam aus dem Schatten und musterte den Krieger herablassend. „Na, sieh an. Tandral“ Tandral trat einen Schritt näher. „Kado? Bist du das?“ - „Kein geringerer“ war die herablassende Antwort des Todesritters.

„Aber, was ist mit dir geschehen? Dich in einer solchen Rüstung zu sehen, mit einem Ghul an deiner Seite verwundert mich doch etwas“

Kadoberas zuckte mit den Schultern „Ich bin gestorben als die Brennende Legion einfiel und der Lichkönig hat mich wieder erweckt. Aber was tust du hier? Ich ging davon aus, dass die Qiraji dich genauso abgeschlachtet haben wie Jandria. Ich weiß nicht, wie du es gemacht hast... Aber jetzt werde ich meine Rache erhalten und deinen geschundenen Körper vor die Füße deines Vaters werfen.“

Tandral sah Kadoberas abschätzig an. „Meinst du das würde ihn berühren? Du hast dich selbst im Tod nicht geändert. Du hattest damals nicht die Macht mich allein zu besiegen und du wirst es auch heute nicht schaffen.“

„Ich bin mächtiger als je zuvor. Ich spüre nichts. Kein Bedauern. Keine Gnade.“

Tandral lachte leise vor sich hin „Dann hat sich ja nichts geändert. Aber du wirst deinen Meister finden Kado“

Kadoberas blickte Tandral finster an. „Und wo ist eigentlich dein ständiger Begleiter? Dieser dumme, naive Druide.“

„Er ist da wo er hingehört, in meinem Herzen.“

„Hach, wie romatisch. Mir wird gleich schlecht vor Rührseligkeit. Soll ich ihn dir hinterher schicken? Oder mich daran laben wie er über deinen Tod verzweifelt? Wie er dich schon wieder verliert.“

„Man kann dich noch immer damit ärgern, du hast dich wirklich nicht verändert. Ja, schick ihn mir hinterher. Und jetzt töte mich wenn du das noch immer willst. Ich werde mich nicht wehren und dein Geschenk annehmen.“ sagte Tandral mit einem lächeln und breitete die Arme aus. Er wusste was er tat.

„Was denn. Ist der ehrenhafte Krieger seines Lebens müde?“

„Ich war 1000 Jahre in einem Silithidenbau gefangen, was kann ich mir mehr wünschen als endlich Frieden und ewigen Schlaf zu finden?“

Kadoberas warf Tandral einen berechnenden Blick zu. „Nein, so einfach mache ich es dir nicht. Ich werde dir deinen Geliebten vorausschicken. Wie klingt das? Und in den letzten Sekunden seines Lebens werde ich ihm sagen das du seinen Tod wolltest. Das alles nur gelogen war, dass du ihn nie geliebt hast.“

„Er wird dir nicht glauben“

„Er wird zweifeln und das genügt mir schon. Sein Herz wird brechen bevor er seinen letzten Atem aushaucht.“

„ Er wird auch nicht zweifeln. Warum auch? Wann hast du je die Wahrheit gesagt? Oder sonst jemand aus deiner Familie?“

„Oh du erinnerst dich an meine Familie. Dann weist du auch wer sie mir genommen hat und warum ich es deinem Vater mit gleicher Münze heimzahlen werde“

„Kadoberas, mein Vater gab dir eine Zukunft. Du selbst hast dir alles genommen“ - „Schweig!“ herrschte Kadoberas Tandral an. „Du verschwendest eh nur deinem Atem, nur gut das ich dir diesen jetzt nehmen werde“

Tandrals Lippen verzogen sich zu einem breiten Lächeln. „Wie tragisch wenn dein Herr mich ebenfalls erwecken würde. Dann bekämst du mich gar nicht mehr los. Er würde mich in seiner Bösartigkeit sicher an deine Seite stellen.“

„Wenn ich mit dir fertig bin gibt es nichts mehr zu erwecken. Und mein Herr ist auch nicht hier. Er ist in Nordend und verschanzt sich dort vor Tirion und seinen Handlangern in seiner großartigen Zitadelle“

Tandral nickte langsam. „Ja du hast recht, das er sich verstecken muss sagt viel über seine Macht. Vielleicht wagt er sich ja irgendwann aus seinem Versteck heraus“

„Spotte du nur solange du noch kannst. Ich werde dieser Unterhaltung müde“


Mit einem Wutschrei griff Kadoberas an. Immer wieder schlug sein mächtiges Schwert zu, immer wieder durchfuhren Tandral Kälteschauer, aber er wehrte sich nicht. Wozu auch? Er spürte das dieser Todesritter ihm nichts würde anhaben können. Der Kampf der hier tobte war nicht seiner.


Nach Minuten lies Kadoberas erschöpft das Schwert sinken. „Was..? Du.. das ist völlig unmöglich. Stirb endlich!“ Tandral lächelte ihn süffisant an. „Willst du es noch einmal versuchen?“

Kadoberas musterte den Krieger kalt. „Nein, dann wird halt Kilean statt deiner sterben“ Ohne ein weiteres Wort schwang sich der Todesritter auf sein Ross und ritt davon.


Mit einem leichten brennen hinter der Stirn kehrte Tandral zu Kilean zurück. Es stimmte also, ER hatte ihn nicht belogen.

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