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Donnerstag, 16. September 2010

Ankunft


Als die Nacht sich über Teldrassil neigte, überkamen Kilean das erste Mal leichte Zweifel.
Was, wenn es doch Tandral war? Er hatte sich nie wirklich mit seinem Tod abgefunden. Er hatte sich nie verziehen, dass er den Krieger auf der fatalen Expedition in Silithus' Süden nicht hatte begleiten können.
Wenn er nach Dolanaar reiste und sich vergewisserte, dass es sich nicht um Tandral handelte, könnten seine Gedanken vielleicht endlich in Frieden ruhen.
Er beschloss, am nächsten Morgen den Weg nach Dolanaar anzutreten. Er hatte ohnehin gerade nur wenig hier zu tun.



Der Pfad nach Dolanaar war nicht allzuweit und im Großen und Ganzen gefahrlos. Ab und an griff ihn eine streunende Spinne oder ein Nachtsäbler an. Insgeheim machte er sich Sorgen. Die Tiere auf Teldrassil waren seit kurzem unheimlich aggressiv geworden. Immer wieder hörte man von Verletzungen, zum Glück bisher ohne tödlichen Ausgang.

Dolanaar war nicht mehr als zwei Stunden von Aldrassil entfernt und so konnte er relativ bald seinen Blick über die kleine Nachtelfensiedlung schweifen lassen. Er zögerte. Vielleicht wäre es am Besten, sich erst einmal umzuhören, was die hier lebenden Nachtelfen über den Verletzten zu erzählen wussten.
Ein Teil von ihm sträubte sich, Gewissheit zu erlangen. Tausend Jahre lang hatte er immer wieder gehofft, etwas zu hören. Ein Lebenszeichen. Mit der Zeit immer seltener, doch ganz aufgegeben hatte er nie. Doch jetzt... die Tore in die verfluchten Ruinen, die man als Ahn'Qiraj kannte, standen offen. Wenn Tandral noch lebte... wüsste man es jetzt.


Viel wusste man hier nicht. Weder den Namen, noch das Alter des Verletzten. Als er hörte, dass seine Haare so grün waren wie das Laub an den Bäumen, glomm die Hoffnung erneut - aber er besann sich. Grüne Haare waren keine Seltenheit. Viele, die im Krieg gegen die Silithiden umgekommen oder verschollen waren, besaßen diese Haarfarbe. Den Erzählungen nach zu urteilen, war er nach wie vor ohne Bewusstsein. Einige behaupteten, er sei grausam entstellt, wieder andere nur, er habe ein Auge verloren.

Am Ende, so wusste Kilean, würde ihm wohl nichts anderes übrigbleiben, als sich selbst ein Bild zu machen.

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